Sowohl die Vermietung einer Immobilie als auch der Verkauf derselben sind heutzutage zeitaufwändige Vorgänge. In Deutschland dauert ein Verkauf durchschnittlich 6 Monate vom ersten Kontakt beider Parteien bis zum vollständigen Abschluss aller benötigten Formalitäten. Eine Vermietung ist dahingegen recht schnell abgewickelt. Allerdings sind beide Prozesse nur unter Einbeziehung vieler Co-Akteure möglich.

Die Digitalisierung der letzten Jahre hat Geschäftsprozesse stark vereinfacht. Denkt man allein an die Möglichkeit Informationen und Unterlagen per Mail oder via Handy mobil auszutauschen sowie Bankgeschäfte mit Hilfe von Onlinebanking bequem aus dem Büro oder von zu Hause aus zu erledigen. Außerdem können Anträge bei Behörden sowie Steuererklärungen online eingereicht oder Museen besucht werden, ohne dafür das Sofa zu verlassen. Teil dieser Entwicklung ist auch der Onlinehandel, der zuerst belächelt wurde und nun nicht mehr wegzudenken ist.

Technologische Entwicklung

Es lohnt sich einen offenen und unvoreingenommenen Blick auf die neuestens Trends und Technologien in der Immobilienbranche zu werfen. Wegbereiter für neue Wege ist heutzutage immer wieder der technologische Fortschritt. In diesem Zusammenhang sind Blockchain und Kryptowährungen zu nennen.

Blockchain Symbolfoto
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Blockchain bezeichnet im Allgemeinen ein Konzept, mit dem ein Buchführungssystem dezentral geführt werden kann und gewährleistet wird, dass ein Konsens über den richtigen Zustand der Buchführung erzielt wird, unabhängig davon, wie viele Teilnehmer an einer Buchführung beteiligt waren. Ein Blockchain ist eine erweiterbare Liste von Datensätzen, die „Blöcke“ genannt werden. Jeder Block enthält dabei typischerweise einen kryptographisch sicheren Hash des vorhergehenden Blocks, einen Zeitstempel und Transaktionsdaten. Worüber Buch geführt wird, ist dabei unerheblich. Für alle Teilnehmer ist stattdessen entscheidend, dass die frühere Transaktionen nicht geändert werden können und neue, darauf aufbauende Transaktionen, die früheren als richtig bestätigen und damit auch die Kenntnis der Teilnehmer über frühere Transaktionen beweisen. Somit lassen sich Manipulationen innerhalb der Buchführung unterbinden. Wird nämlich einer der Blocks manipuliert oder gelöscht, wird damit eine Inkonsistenz in den Beweisen für die Teilnehmer erkennbar sein.

Kryptowährung: Das neue Zahlungsmittel für Immobilien?

Ein Beispiel für die Anwendung von Blockchain in der Praxis ist die Kryptowährung Bitcoin. Eine direkte sichere Übertragung von Guthaben von einer Hardware wie einem Handy oder einem PC auf eine andere macht den Zwischenhändler Bank in diesem Fall überflüssig. Die Transaktion per Blockchain gibt dem Teilnehmer die Hoheit über seine Daten zurück und ermöglicht eine Transaktionssicherheit, die über einen anderen Weg nicht gewährleistet werden könnte.

Laut der Kryptowährungsnachrichtenseite „CoinTelegraph“ ermöglichte die Maklerfirma Kuper Sotheby’s International Realty im US-Bundesstaat Texas den wahrscheinlich weltweit ersten Hauskauf per Bitcoin. Zum Verkauf stand ein ansehnliches Anwesen am Rand der texanischen Stadt Austin mit verschiedenen Entertainmentbereichen, hochprofessioneller Küche und einer Master-Suite. Der volle Kaufpreis wurde bei der Transaktion innerhalb von wenigen Minuten an die Maklerfirma transferiert, die danach die erhaltenen Bitcoins wiederum in US-Dollar umtauschte. Damit war die Transaktion abgeschlossen. Voraussetzung für eine solche Transaktion derzeit ist allerdings, dass der Käufer das gesamte Guthaben in der Kryptowährung zur Verfügung hat. Wer eine Finanzierung über eine Bank benötigt, wird derzeit um den Mittelsmann bei der Bank nicht herumkommen.

Eine britische Immobilienfirma hat in diesem Zusammenhang angekündigt Bitcoins als Zahlungsmittel, besonders wenn es um Anzahlungen für Objekte gehe, zu akzeptieren. Immobilienmakler in Ländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten und der Schweiz bieten diese Möglichkeit ebenso an. Die erste Schweizer Villa, die auch mit Bitcoins bezahlt werden kann, steht im Tessin. Das vierstöckige Prachthaus mit Swimmingpool und Garten bringt es auf einen Preis von fünf Bitcoins pro Quadratmeter. Der Gesamtpreis für das Anwesen beläuft sich aktuell auf 829 Bitcoins.

Sichere Grundbucheinträge via Blockchain

Bisher ersetzt die Abwicklung via Blockchain nicht die weiteren nötigen Prozesse eines Immobilienverkaufs wie einen Eintrag ins Grundbuch. Das Startup ChromaWay erprobt in Schweden mit Projektpartnern wie dem Landesvermessungsamt sowie IT- und Finanzunternehmen eine Blockchain-basierte Plattform für Grundstückstransaktionen. Nach Schätzungen der Projektbeteiligten lassen sich durch eingesparte Transaktionskosten und Vermeidung von Betrug in Schweden ca. 100 Millionen Euro pro Jahr einsparen.

Smart-Contract SymbolfotoEs handelt sich hierbei allerdings nicht um ein Blockchain-basiertes Grundbuch, sondern um eine private Blockchain-gestützte digitale Transaktionsplattform, zu der nur bestimmte Teilnehmer Zugang haben. Mit Hilfe einer App-basierten Smart-Contract-Lösung kann der Kaufvertragsabschluss über die Blockchain erfolgen. Dies ermöglicht eine Grundstücksübertragung in wenigen Tagen, statt wie bisher üblich in mehreren Monaten.

Andere Staaten, darunter England und Wales sowie Ghana, Honduras und Indien, testen und planen die Einführung eines Blockchain-Grundbuchs. Bereits mit der Registrierung von Grundbesitz hat Georgien in Zusammenarbeit mit der Firma Bitfury via Blockchain-Technologie begonnen. Die hohe Sicherheitsgewähr der Blockchain-Technologie durch ihre nachträgliche Unveränderbarkeit und dezentrale Verifizierungsfunktion wird hier besonders geschätzt.

Einfache Vermietung: Vertrag durch Betreten

Nicht nur der Immobilienverkauf kann von der Blockchain-Technologie profitieren, sondern auch der Bereich der Immobilienvermietung. Eine besondere Rolle spielen hierbei sogenannte Smart-Contracts. Um diesen smarten Vertrag abzuschließen, soll das bloße Betreten der Mieträume reichen. Zur Anwendung kommen kann die Vorgehensweise beispielsweise für Wohnungen, Garagen oder Büroräumen in Coworking-Spaces. Über die Blockchain-Verwendung kann die gesamte Anmietung bis hin zur Bezahlung protokolliert und validiert werden. Durch die Anwendung von Blockchain können Verwaltungs- und Personalkosten entfallen. Noch unklar sind die rechtlichen Rahmenbedingungen, die dem technologischen Fortschritt angepasst werden müssen, damit Blockchain und Smart-Contracts rechtssicher gestaltet werden können.

Der Bereich der Nebenkostenabrechnung, insbesondere im Energie- und Versorgungsleistungsbereich, könnte ebenfalls durch Blockchain-Technologie vereinfacht und effizienter gestaltet werden. Kryptowährungen als Zahlungsmittel bieten sich für die Vermietung von Immobilien jeglicher Art selbstverständlich genauso wie bei einem Immobilienverkauf an.

Vorreiter am Markt

Bereits heute sind Unternehmen am Markt, die Mietplattformen für Wohnungsvermietung zur Verfügung stellen. Damit sind nicht Anbieter gemeint, die lediglich ein erweitertes Kleinanzeigenportal mit Zusatzfunktionen anbieten, sondern Anbieter wie Rentberry. Seit 2015 wächst das Unternehmen aus dem amerikanischen San Francisco kontinuierlich und nutzt für sein Geschäftsmodell Blockchain-Technologie, um den Mietprozess zu vereinfachen und Millionen von Dollar mittels Crowdsourcing freizugeben, die in Mietkautionen geblockt sind. Heute hat Rentberry mehr als 120 Tausend Nutzer und mehr als 224 Tausend Immobilienobjekte.

Mehr als 2 Milliarden Menschen wohnen in angemieteten Immobilien, die Mietkautionen hinterlegen müssen. Das dadurch eingefrorene Kapital, welches das Unternehmen auf Millionen von Dollar schätzt, könnten Mieter für andere Zwecke verwenden, wenn es eine Alternative zur herkömmlichen Mietkaution gebe. Nutzer des Portals können heute im Rahmen einer Sozialinitiative Mietkautionen anderer Nutzer finanzieren und dafür eine Belohnung bekommen. Dies soll Mieter von unnötiger Finanzbelastung befreien.

Langfristig plant Rentberry nicht nur mittels Technologien wie Blockchain und Smart-Contract den Immobilienmarkt zu verändern, sondern Zwischenhändler überflüssig zu machen, so dass Mieter und Vermieter alle Mietaufgaben an einem Ort durchführen können. Das Angebot soll einen offenen und transparenten Anmeldungsprozess, ein Netzwerk von Crowdsourcing-Mietkautionen, sofortige Mietzahlungen, international gültige Mieter- und Vermieterbewertungen einschließen.

Erst Anfang dieses Jahres hat Rentberry mit dem ersten Token-Verkauf, einer eigenen Kryptowährung, 4 Millionen Dollar als Startkapital von Investoren und VC-Fonds aus 11 Ländern einnehmen können. Das Interesse von Investoren wie Kunden scheint geweckt zu sein. Es bleibt spannend, wo die Reise hingehen wird.

Titelbild: © mistyrain / Fotolia

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